Der Klimawandel, sich verändernde Reisegewohnheiten und die Notwendigkeit zur wirtschaftlichen Diversifikation treiben den Wandel des Tourismus in Richtung Ganzjahrestourismus voran. Nachstehend sind die Vor- und Nachteile des Ganzjahrestourismus, einige Beispiele sowie Gründe für betriebliche Schließtage aufgeführt.
Vorteile des Ganzjahrestourismus:
- Wirtschaftliche Stabilität – Gleichmäßige Einkommensverteilung über das ganze Jahr hinweg
- Arbeitsplätze das ganze Jahr – Keine saisonalen Kündigungen, stabile Beschäftigung
- Bessere Nutzung von Ressourcen – Hotels, Restaurants und Freizeiteinrichtungen werden kontinuierlich genutzt
- Geringere saisonale Preisschwankungen – Stabilere Preise für Unterkünfte und Dienstleistungen
- Diversifizierung des Angebots – Entwicklung von saisonunabhängigen Aktivitäten und Angeboten
- Stärkere regionale Entwicklung – Tourismus kann langfristig die Wirtschaft einer Region stärken
Nachteile des Ganzjahrestourismus
- Umweltbelastung – Höhere Abnutzung von Natur und Infrastruktur
- Überlastung der Infrastruktur – Ständige Belastung für Straßen, Hotels und öffentliche Verkehrsmittel
- Verlust von Erholungsphasen – Natur, Städte und Bevölkerung haben keine "tourismusfreie" Zeit zur Regeneration
- Geringere Exklusivität – Attraktionen sind oft überfüllt, weniger authentische Erlebnisse für Tourist:innen
- Erhöhter Energieverbrauch – Ganzjährige Beheizung oder Kühlung von Unterkünften erfordert mehr Energie
- Soziale Belastung für Einwohner:innen – Ständiger Touristenstrom kann Alltag der lokalen Bevölkerung beeinträchtigen
Beispiele für (nicht-urbane) Regionen mit durchgehendem Ganzjahrestourismus in Österreich:
- Thermen- und Wellnessregionen (z.B. Bad Waltersdorf, Loipersdorf, Bad Radkersburg, Geinberg, Bad Schallerbach, Laa an der Thaya, Aqua Dome in Längenfeld)
- Große Alpenresorts mit kombiniertem Sommer- und Winterangebot (z.B. Seefeld, Kitzbühel, Zell am See-Kaprun, Schladming, Serfaus-Fiss-Ladis) - kurze Schließzeiten für Wartungen der Seilbahnen und infrastrukturelle Anpassungen.
- Ganzjährig geöffnete Kulturdestinationen im ländlichen Raum (z.B. Salzkammergut (Hallstatt, Wolfgangsee, Bad Ischl, Wachau)
- Regionen mit starkem Gesundheits- und Kongresstourismus (z.B. Bad Gastein & Bad Hofgastein, Semmering & Puchberg am Schneeberg)
Gründe für Schließtage im Tourismus
Ökonomische Gründe
- Nachfrageschwankungen: Zwischensaison -> durchgehender Betrieb wäre wirtschaftlich unrentabel
- Personalmanagement: gezieltere Personalplanung, insb. in Regionen mit hohem Anteil an Saisonarbeitskräften
- Instandhaltung & Investitionen: Renovierungen, Wartungsarbeiten oder Umbauten
Ökologische Gründe
- Ressourcenschonung: Temporäre Betriebsschließungen sparen Energie, Wasser und andere Ressourcen
- Umweltbelastung reduzieren: Flora und Fauna können sich regenerieren
Soziale Gründe
- Erholung für Mitarbeiter:innen
- Lebensqualität der Einheimischen: „Verschnaufpause“ der lokalen Bevölkerung
Wie kann nachhaltiger Ganzjahrestourismus gelingen?
Damit Ganzjahrestourismus nachhaltig gelingt, müssen wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte in Einklang gebracht werden. Hier sind einige zentrale Maßnahmen:
1. Nachhaltige Tourismusinfrastruktur
- Umweltfreundliche Verkehrsmittel fördern (z.B. Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, E-Busse, Fahrradleihsysteme)
- Energieeffiziente Unterkünfte nutzen (z.B. Hotels mit erneuerbaren Energien, zertifizierte Öko-Hotels)
- Sanften Tourismus unterstützen (kleinere Unterkünfte, naturnahe Erlebnisse, nachhaltige Freizeitangebote)
2. Schonende Nutzung der Umweltressourcen
- Besucher:innenströme lenken (z.B. digitale Buchungssysteme, Ticketkontingente, alternative Reisezeiten fördern)
- Naturräume schützen (keine Bebauung von sensiblen Gebieten, Aufklärung der Tourist:innen über Naturschutz)
- Nachhaltige Outdoor-Aktivitäten anbieten (Wandern, Radfahren statt Massentourismus mit hohem CO₂-Ausstoß)
3. Saisonale Diversifizierung des Angebots
- Ganzjährige Attraktionen entwickeln, die nicht von Wetter oder Jahreszeit abhängen (z.B. Kultur, Wellness, Kulinarik)
- Lokale Produkte und Dienstleistungen stärken, um saisonale Abhängigkeiten zu reduzieren
- Regionale Veranstaltungen gleichmäßig über das Jahr verteilen, um Besucher:innenströme zu entzerren
4. Einbindung der lokalen Bevölkerung
- Faire Arbeitsbedingungen und Löhne für Einheimische bieten, um den sozialen Frieden zu erhalten
- Kulturellen Austausch fördern, sodass Tourist:innen nicht nur Konsument:innen, sondern auch Lernende und respektvolle Gäste sind
- Bürgerbeteiligung bei touristischen Entwicklungen sicherstellen, damit die Bedürfnisse der Einheimischen berücksichtigt werden
5. Bewusstseinsbildung bei Tourist:innen
- Nachhaltige Reiseoptionen bewerben (z.B. umweltfreundliche Anreise mit Bahn statt Flug)
- Aufklärung über umweltbewusstes Verhalten (weniger Müll, Wasser sparen, Respekt vor der Natur und Kultur)
- Zertifizierungen und Labels nutzen, um nachhaltige Anbieter:innen hervorzuheben (z.B. Fair Trade, Bio-Hotels)
Fazit
Ganzjahrestourismus kann erfolgreich und nachhaltig sein, wenn er gut geplant wird. Durch eine Mischung aus ökologischer Verantwortung, sozialer Akzeptanz und wirtschaftlicher Stabilität profitieren sowohl Tourist:innen als auch die lokale Bevölkerung und die Umwelt.