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15. Apr. 2025
Koch vs. KI: Gruß aus der (digitalen) Küche
AI-Challenge
Künstliche Intelligenz
Destinationsentwicklung
Benchmarks, um die Leistungsfähigkeit von KIs zu testen, gibt es viele. Spitzenköch:innen gehören nicht dazu. Bisher. Denn für das Projekt "Was gibt’s heute zu essen, KI?" haben wir Koch und KI mit den gleichen Prompts "gefüttert". Das Ergebnis kann sich sehen (aber nicht immer essen) lassen.
"Ein zartrosa Kitzfilet, umhüllt von einer aromatischen Kräuter-Lavendel-Kruste, kunstvoll arrangiert in verschiedenen Garstufen auf dem Teller. Die Polenta schlängelt sich geschmeidig rund um das Fleisch, während in der Mitte des Tellers ein innovatives Arrangement aus Gravensteiner Äpfeln und Spitzkraut in zwei Varianten präsentiert wird. Die Komposition vereint futuristische Eleganz mit rustikalen Deko-Elementen, die dem Gericht eine einzigartige Note verleihen."
Das war einer der Prompts, mit denen wir Koch gegen KI antreten ließen. Das Projekt fand im Rahmen des Culinary Showrooms statt. Die Protagonisten: Ein Koch und fünf KIs.
Kulinarik-Künstler Christoph Mandl kocht seit 2022 in der Saziani Stubn. Gemeinsam mit Sommeliere Ruth Heusch bietet Mandl dort eine moderne, saisonal inspirierte Küche auf der fundierten Basis französischer Kulinarik.
Die KIs DALL-E, Midjourney und Adobe Firefly wurden zur Bildgenierung genutzt, ChatGPT und Claude für Prompts, Texte und Rezepte. Während Kulinarik-Profi Mandl eigenständig loslegte, war bei den KIs intensive Steuerung notwendig.
Vorgehensweise: Auch in der digitalen Küche Teamwork notwendig
In einer ersten Auswahl haben wir DALL-E, Midjourney und Adobe Firefly für die Bildgenerierung getestet – nach einigem Herumexperimentieren uns aber dann dafür entschieden, vor allem mit Adobe Firefly zu arbeiten, da wir hier sehr zielgerichtet einzelne Bildelemente anpassen konnten.
Im Gegensatz zu unserem Koch, der mit der ursprünglichen Formulierung der Prompts direkt arbeiten konnte, war es bei den Bild-KIs notwendig, diese vielfach zu verändern: Die Satzstruktur zu adaptieren, nicht zielführende Wörter zu tauschen oder Anweisungen zu ergänzen. Auch kann ein Koch eine Anweisung wie “Eine knusprig goldbraun gebratene Lachsforelle scheint fast über dem Teller zu schweben” interpretieren, eine KI tut sich dabei aber deutlich schwerer. Um die Prompts zu verbessern, haben wir uns auch KI-Unterstützung geholt – so haben wir ChatGPT mit der Aufforderung “Mache diesen Prompt für Adobe Firefly besser nutzbar” genutzt. Wo wir Menschen manchmal nicht weiter wussten, konnte die KI der KI erstaunlich gut helfen.
Insgesamt waren viele Runden notwendig, um zu einem zufriedenstellenden – also ästhetisch interessanten, aber realistischen und für den Vergleich mit unserem Koch brauchbaren – Ergebnis zu kommen. Dabei hat uns auch sehr die Funktion geholfen, Fotos gezielt zu überarbeiten, z.B. die Farbe des Tellers noch anpassen.
Ein Ergebnis von KI und Koch, das sich sehen lassen kann
Die Gerichte von Christoph Mandl wurden von Fotograf Kurt Bauer abgelichtet. Diese haben wir dann mit den KI-generierten Bildern gegenübergestellt (diese eigentlich als Animationen gestalteten Vergleiche werden auf die Seite des Culinary Showrooms gestellt):
Davor aber: Viele Fails und zahlreiche Versuche notwendig
Überraschend war, wie schwer es für die KIs war, die Balance zwischen kreativ und realistisch zu treffen. Entweder der Fisch schwebte tatsächlich über dem Teller oder er wurde ganz klassisch angerichtet, sie fand kaum interessante Mittelwege.
Auch Textur, Form und Farben der Zutaten waren in vielen Varianten daneben – und es ist erstaunlich, wie unappetitlich selbst kleine Abweichungen wirken. Zwei unserer Fails zeigen wir unten. Würden Sie Fisch und Gemüse essen wollen?
Wir haben abschließend Christoph Mandl gefragt: “Hat die KI das Anrichten gut hinbekommen oder was würdest du ihr noch beibringen?” Seine Antwort: “Das Anrichten entspricht nicht unserem hausinternen persönlichen Stile, beziehungsweise habe ich angenommen, dass die KI kreativere Ansätze widerspiegeln wird.”
Fazit: Vom Rezept abweichen können
Das Endergebnis genauso wie der Weg zum Ziel – inklusiver aller Fails und fliegender Fische – hat viele Gedanken in uns angeregt: Über den kreativen Prozess, der notwendigen Offenheit gegenüber dem Ergebnis, die man bei solchen Pojekten annehmen muss und die Rolle von neuen digitalen Werkzeugen, gerade bei etwas derart Sensorischem wie Kulinarik.
Christoph Mandl sagt dazu: “Ich bin der Meinung, dass der Mensch von der Technologie und die Technologie vom Menschen lernen muss. Wir müssen uns sehr intensiv mit der ihr auseinandersetzen und uns weiterbilden. Die Vorteile nutzen, aber mit Verantwortung in die Zukunft schauen.”
Die Prompts
// Gericht Nummer 1
Zutaten:
Kitz, Gravensteiner, Polenta, Spitzbart, Lavendel
Prompt:
Ein zartrosa Kitzfilet, umhüllt von einer aromatischen Kräuter-Lavendel-Kruste, kunstvoll arrangiert in verschiedenen Garstufen auf dem Teller. Die Polenta schlängelt sich geschmeidig rund um das Fleisch, während in der Mitte des Tellers ein innovatives Arrangement aus Gravensteiner Äpfeln und Spitzkraut in zwei Varianten präsentiert wird. Die Komposition vereint futuristische Eleganz mit rustikalen Deko-Elementen, die dem Gericht eine einzigartige Note verleihen.
// Gericht Nummer 2
Zutaten:
Lachsforelle, Schnecken, Safran, Erbsen, Minze
Prompt:
Eine knusprig goldbraun gebratene Lachsforelle scheint fast über dem Teller zu schweben, umgeben von gekonnt arrangierten, gekochten Schnecken. Einzelne, leuchtend grüne Erbsen tanzen am Tellerrand und wechseln sich mit edlen Tupfern einer goldenen Safransauce ab. Der Teller, aus exquisiter Keramik, vermittelt eine puristische Eleganz und hebt die raffinierten Details des Gerichts hervor.
// Gericht Nummer 3
Zutaten:
Zitronen, Melonen, Trüffel, Topfen, Wildkräuter
Prompt:
Ein farbenfrohes Dessert, das wie ein lebendiges Kunstwerk wirkt: Alle Komponenten sind auf gleicher Höhe auf dem Teller wie gemalt arrangiert. Fein gehobelter Trüffel und eine Vielzahl von Wildkräutern sind kunstvoll verteilt, während die strahlend, dünn geschnittene Melone wie ein zartes Carpaccio erscheint. Das Gericht wirkt wie eine prächtige Blumenwiese mit royalem Touch.
Fragen oder Gedanken zum Projekt? Ich freue mich über Nachrichten.