In der Tourismusbranche, wie in vielen anderen Sektoren, ist künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Kaum ein Fachgespräch oder eine Konferenz kommt ohne das Thema aus, und viele Unternehmen fragen sich, ob sie eine eigene KI-Strategie benötigen. Letzte Woche hatte ich als Experte die Gelegenheit, beim "AI Opener for Destinations Bootcamp" in Kopenhagen teilzunehmen, und auch dort wurde diese Frage intensiv diskutiert. Doch ist eine eigene KI-Strategie wirklich der richtige Ansatz? Lasst uns einen Moment innehalten und darüber nachdenken, was KI für den Tourismus wirklich bedeutet und wie wir am besten damit umgehen sollten.

Zunächst einmal müssen wir verstehen, dass KI im Grunde genommen ein Werkzeug ist – nicht mehr und nicht weniger. Ähnlich wie ein Hammer beim Hausbau ist KI ein Werkzeug, das uns hilft, bestimmte Aufgaben effizienter und effektiver zu erledigen. Niemand würde auf die Idee kommen, eine "Hammer-Strategie" zu entwickeln, wenn er ein Haus bauen möchte. Stattdessen konzentriert man sich auf den Bauplan und die Gesamtvision des Hauses und setzt dann die passenden Werkzeuge ein, um dieses Ziel zu erreichen.

Genauso sollten wir im Tourismus KI nicht als etwas Separates betrachten, das eine eigene Strategie erfordert, sondern als integralen Bestandteil unserer Gesamtstrategie. Die entscheidende Frage ist nicht, ob wir KI einsetzen sollen, sondern wie wir sie am sinnvollsten in unsere bestehenden Prozesse und Ziele einbinden können.

Das bedeutet, dass wir uns zunächst auf unsere übergeordneten Geschäftsziele konzentrieren müssen.

• Was willst du als Unternehmen erreichen? Wie kannst du deinen Kunden den bestmöglichen Service bieten? Wie kannst du deine Effizienz steigern und gleichzeitig nachhaltig und verantwortungsvoll wirtschaften? Erst wenn du diese grundlegenden Fragen beantwortet hast, kannst du sinnvoll darüber nachdenken, wo und wie KI dich dabei unterstützen kann.
• Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, wer in deinem Unternehmen KI nutzen soll und darf. KI-Tools können in vielen Bereichen eingesetzt werden – von der Kundenbetreuung über die Reiseplanung bis hin zur Preisgestaltung. Aber nicht jeder Mitarbeiter benötigt Zugang zu allen Tools, und nicht jede Abteilung profitiert von denselben KI-Anwendungen. Es ist daher wichtig, genau zu analysieren, wo KI den größten Mehrwert bieten kann und wie du deine Mitarbeiter am besten schulen und unterstützen kannst, um diese Tools effektiv zu nutzen.
• Dabei darfst du nicht vergessen, dass der Einsatz von KI auch Herausforderungen mit sich bringt. Datenschutz und ethische Fragen spielen eine wichtige Rolle, insbesondere in einer Branche, die so stark auf Vertrauen und persönliche Erfahrungen aufbaut wie der Tourismus. Du musst sicherstellen, dass dein Einsatz von KI im Einklang mit deinen Werten und den Erwartungen deiner Kunden steht.
• Ein weiterer Punkt, den du berücksichtigen musst, ist die rasante Entwicklung im Bereich der KI. Was heute als hochmodern gilt, kann morgen schon veraltet sein. Deshalb ist es wichtig, flexibel zu bleiben und sich nicht auf eine bestimmte Technologie zu versteifen. Stattdessen solltest du dich darauf konzentrieren, eine Kultur der Innovation und des kontinuierlichen Lernens in deinem Unternehmen zu etablieren. Das bedeutet auch, dass du offen für Partnerschaften und Kooperationen sein solltest, um von der Expertise anderer zu profitieren und gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln.
• In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu bedenken, dass KI in Zukunft wahrscheinlich zu einer Art Commodity werden wird – einer alltäglichen Technologie, die im Hintergrund läuft, ohne dass wir uns dessen ständig bewusst sind. Ähnlich wie wir heute nicht mehr darüber nachdenken, ob wir das Internet nutzen sollten, wird KI in Zukunft einfach ein selbstverständlicher Teil unserer Arbeitsprozesse sein.

Anstatt also Zeit und Ressourcen in die Entwicklung einer separaten KI-Strategie zu investieren, solltest du dich darauf konzentrieren, deine bestehende Unternehmensstrategie so anzupassen, dass sie die Möglichkeiten von KI optimal nutzt. Das bedeutet, dass die oben genannten Fragen (und sicherlich noch mehr) vor dem Hintergrund einer Gesamtstrategie des Unternehmens zu diskutieren sind. Die Frage, wie du KI einsetzen kannst, um deine Effizienz und Effektivität zu steigern, deine Kreativität zu fördern und letztendlich ein besseres Erlebnis für deine Kunden zu schaffen, sollte ein integraler Bestandteil davon sein. Dabei ist es wichtig, dass du den Überblick behältst und klare Entscheidungsstrukturen schaffst. Wer trifft die Entscheidungen über den Einsatz von KI-Technologien? Wie priorisierst du verschiedene Projekte und Anwendungsmöglichkeiten? Wie stellst du sicher, dass du immer auf dem neuesten Stand bleibst, ohne dich in der Fülle der Möglichkeiten zu verlieren?

Letztendlich geht es darum, KI als das zu sehen, was sie ist: ein mächtiges Werkzeug, das dir helfen kann, deine Ziele im Tourismus besser zu erreichen. Sie ist kein Selbstzweck und keine Lösung für alle Probleme. Aber wenn du sie klug und durchdacht in deine Gesamtstrategie integrierst, kann sie dir helfen, innovativer, effizienter und kundenorientierter zu werden.

In diesem Sinne solltest du aufhören, von einer KI-Strategie zu sprechen, und stattdessen darüber nachdenken, wie du deine Unternehmensstrategie im Zeitalter der künstlichen Intelligenz gestalten willst. Es geht nicht darum, KI um jeden Preis einzusetzen, sondern darum, sie dort zu nutzen, wo sie wirklich einen Mehrwert schafft – für dein Unternehmen, deine Mitarbeiter und vor allem für deine Kunden.