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21. Nov. 2024
Tag 25 der AI Challenge: Die Bruce-Lee-Formel für KI - Weniger Technik, mehr Flow
Künstliche Intelligenz
Digitalisierung
Oder anders gesagt: Warum du aufhören kannst, dir den Kopf über perfekte Prompts zu zerbrechen. "We are just not used to abundant intelligence", schrieb kürzlich Ethan Mollick. Der Wharton-Professor, der vom Time Magazine gerade erst zu einer der einflussreichsten Personen im Bereich KI gekürt wurde, bringt es auf den Punkt: Wir müssen erst lernen, mit der neuen Fülle an "Intelligenz" umzugehen.
Sein Rat ist dabei überraschend simpel: "Frag nicht nach einer Idee, frag nach 30. Frag nicht nach einem Vorschlag für einen Satzschluss, frag nach 20 verschiedene Stilen."
Mollick hat Recht: Wir sind es einfach nicht gewohnt, unbegrenzt "Intelligenz" zur Verfügung zu haben. Und das Beste daran? Die neuesten Forschungsergebnisse zeigen, dass kompliziertes Prompt Engineering für die meisten Anwendungen gar nicht mehr so wichtig ist. Moderne KI-Modelle werden immer robuster gegenüber verschiedenen Formulierungen.
Prompt-Relativität: Komplexe KI braucht simple Dialoge
Vergiss für einen Moment all die komplizierten Prompting-Techniken und Framework-Anleitungen, die du bisher gelesen hast. Dies können natürlich hilfreich sein, sind aber nicht der entscheidende Vorteil. Der wichtigste Tipp bleibt der gleiche wie an Tag 1: Sprich mit der KI wie mit einem Menschen. Klingt banal? Ist es auch - und genau das ist der Punkt! Natürlich wissen wir: Im Grunde prognostiziert die KI nur das nächste Wort (oder genauer gesagt den nächsten Token) basierend auf den vorherigen Eingaben. Sie verfügt nicht über echtes Verständnis, sondern imitiert es durch clevere Mustererkennung. Aber das ist gar nicht so wichtig - entscheidend ist, dass sie uns trotzdem hervorragend unterstützen kann. Hier fünf konkrete Prompting-Inspirationen, die hoffentlich auch in deinem Alltag hilfreich sein können:
1. Einstein im Eck: Dein persönliches Genie 24/7 verfügbar
Stell dir vor, du hättest einige der größten Denker und Innovator:innen als persönliche Mentoren - jederzeit verfügbar, um mit dir zu brainstormen oder deine Ideen zu reflektieren. Steve Jobs für Produktdesign und Innovation, Marie Curie für wissenschaftliche Fragen, Einstein für kreatives Problemlösen oder vielleicht Shakespeare für deine nächste Präsentation? Die KI macht's möglich!
Hier ein paar Beispiele, wie du deine "Genies im Eck" nutzen kannst:
"Bitte agiere wie Rolle von Steve Jobs, wie würdest du diese Aufgabe lösen?"
"Du bist Marie Curie, kannst du mir diesen komplexen Prozess so erklären, dass ich ihn wirklich verstehe?"
"Hey du bist jetzt Bruce Lee, dieser Konflikt im Team zieht sich schon ewig. Wie würdest du die Situation entschärfen?"
"Ich will dass du agierst wie Einstein, ich stecke bei diesem Problem fest. Wie würdest du es von einer anderen Seite betrachten?"
"Hey, stell dir vor du bist Pippi Langstrumpf, wie würdest du dieses festgefahrene Meeting aufmischen?"
2. Die Macht der Iteration
Erinnerst du dich an die "Google-Gehirn-Falle" aus Tag 1? Viele von uns sind es gewohnt, eine Suchanfrage zu stellen und das erstbeste Ergebnis zu akzeptieren. Aber die KI kann so viel mehr!
Hier ein typischer Dialog, der zeigt, wie wertvoll Nachfragen sein kann:
Du: "Hey Steve, wie kann ich meine Meetings effektiver gestalten?"
KI: [Gibt erste Standardtipps wie Agenda erstellen, Zeitlimit setzen...]
Du:"Interessant, aber bei uns scheitert es oft an der Umsetzung. Wie würdest du diese Tipps in der Apple-Kultur verankern?"
KI: [Geht nun spezifischer auf Implementierungsstrategien ein...]
Du: "Das mit dem Timekeeper klingt gut. Kannst du mir ein konkretes Beispiel geben, wie die ersten 5 Minuten so eines Apple-Style Meetings optimal ablaufen würden?"
Siehst du den Unterschied? Statt die erste Antwort zu akzeptieren, baust du darauf auf. Jede Frage macht die Antworten spezifischer und praxisnäher. Die KI wird nie ungeduldig, wenn du nachfragst oder um Präzisierung bittest. Nutze das! Die erste Antwort muss nicht die beste sein - oft entstehen die wertvollsten Erkenntnisse erst im Dialog.
3. Dein persönlicher "Erklärbär"
Kennst du das? Du sitzt in einem Meeting und traust dich nicht nachzufragen, weil "das ja eigentlich alle wissen müssten"? Mit der KI kannst du genau diese Hemmungen ablegen. Frag so lange nach, bis du wirklich verstanden hast. Die KI ist dein geduldiger Lehrer, der sich freut, wenn du verstehst.
4. Der Verhandlungs-Simulator
Ein besonders spannender Trick: Lass die KI beide Seiten einer Diskussion simulieren. So kannst du verschiedene Argumentationen durchspielen und dich optimal vorbereiten. Zum Beispiel:
"Simuliere ein Gespräch zwischen mir und meiner Chefin über eine Gehaltserhöhung. Ich möchte 15% mehr und habe folgende Argumente: [Deine Argumente]. Wie könnte das Gespräch am besten ablaufen?"
oder
"Simuliere ein Gespräch an der Hotelrezeption, bei dem ein verärgerter Gast sich über den Lärm von der Baustelle nebenan beschwert. Zeige sowohl die Perspektive des Gastes als auch mögliche deeskalierende Antworten des Hotelpersonals."
Mit solchen Simulationen kannst du:
- Gegenargumente antizipieren und deine Argumentation schärfen
- Verschiedene Gesprächsstrategien testen
- Dich mental auf schwierige Situationen vorbereiten
Nebenbei bemerkt: der Voice- Mode in den KI-Systemen ist natürlich sehr praktisch für diese Anwendung.
5. Die Zeitreisen-Methode
Eine faszinierende Möglichkeit, generative KI zu nutzen, ist die sogenannte 'Zeitreisen-Methode'. Hierbei geht es darum, die KI zu bitten, sich in eine zukünftige Situation zu versetzen und daraus Erkenntnisse abzuleiten.
Ein möglicher Prompt lautet:
"Stell dir vor, es ist drei Jahre in der Zukunft – warum hat die Idee [HIER DEINE IDEE EINFÜGEN] Erfolg gehabt oder warum ist sie gescheitert?"
Mit dieser Methode kann die KI dir dabei helfen, zukünftige Szenarien zu entwickeln, die dir Einblicke geben, welche Aspekte deiner Idee funktionieren könnten und wo mögliche Schwachstellen liegen. Es ist ein kreativer Weg, um potenzielle Erfolge und Misserfolge zu analysieren und daraus zu lernen, noch bevor du in die Umsetzung gehst.
Deine 5-Minuten-Aufgabe für heute:
Wähle einen der vorgestellten Ansätze und probiere ihn aus. Ob Zeitreise, Genie-im-Eck oder Verhandlungssimulation - experimentiere und entdecke, wie einfach effektives Prompting sein kann. Und denk dran: Frag nicht nach einer Lösung, frag nach vielen!
Fazit: Be water, my friend!
Der wichtigste Tipp zum Schluss ist der gleiche wie an Tag 1: Mach es dir nicht zu kompliziert! Die besten Ergebnisse erzielst du oft mit natürlicher, klarer Kommunikation. Denk an ein Gespräch mit einem sehr klugen, geduldigen Freund - genau so kannst du mit der KI interagieren.
Um es mit Bruce Lee zu sagen: "Be water, my friend" - bleib flexibel in deiner Herangehensweise und lass den Dialog natürlich fließen.
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