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07. März 2025
Tourismus und Biodiversität: Synergie oder Widerspruch?
Nachhaltigkeit
Destinationsentwicklung
Nachhaltiger Tourismus kann Biodiversität fördern – aber auch gefährden. Wie lässt sich beides in Einklang bringen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops bei den Tagen der Biodiversität 2025. Katrin Erben (Nachhaltigkeitsexpertin, Österreich Werbung) und Barbara Prodinger (Innovations- und Community-Managerin, Österreich Werbung) diskutierten mit den Teilnehmenden über Herausforderungen und Lösungen. Schnell wurde klar: Bewusst gesteuert kann Tourismus zum Schutz der Natur beitragen.
Als Einstieg wurden die Teilnehmenden gefragt: Was kommt euch als erstes in den Sinn, wenn ihr an Tourismus und Biodiversität denkt? Die Antworten zeigten ein großes Spannungsfeld zwischen negativen Einflüssen und positiven Möglichkeiten.
⚠️ Schädliche Eingriffe & Umweltbelastungen
Skipisten, Bodenversiegelung und Overtourism belasten Ökosysteme. Lärm, Lichtverschmutzung und Müll gefährden Wildtiere, während wirtschaftliche Interessen oft über Naturschutz gestellt werden.
🌱 Management & Schutzmaßnahmen
Besucher:innenlenkung, Schutzgebiete und Eintrittsgebühren können helfen, negative Auswirkungen zu minimieren. Informationsangebote und nachhaltige Mobilitätskonzepte fördern umweltbewusstes Verhalten.
🌍 Nachhaltiger Tourismus & Chancen
Sanfte Tourismusformen wie Ecotourism oder Rural Tourism ermöglichen Naturerlebnisse ohne Zerstörung. Lehrpfade, Ferngläser zum Ausleihen oder nachhaltige Unterkünfte stärken das Umweltbewusstsein und die lokale Wertschöpfung.
Chancen vs. Risiken – wie beeinflusst Tourismus die Biodiversität?
Tourismus kann die biologische Vielfalt fördern oder gefährden. Ökotourismus finanziert Schutzgebiete, stärkt das Umweltbewusstsein und bietet nachhaltige Einkommensquellen für lokale Gemeinschaften. Statt auf umweltschädigende Wirtschaftszweige zu setzen, profitieren sie vom naturverträglichen Tourismus.
Gleichzeitig verursachen die Zerstörung von Lebensräumen, die Überlastung der Ökosysteme und der hohe Ressourcenverbrauch erhebliche Schäden. Der Bau von Hotels und Straßen verdrängt Tiere und Pflanzen, Wasserknappheit und invasive Arten bedrohen heimische Ökosysteme.
Regulierung, sanfter Tourismus und nachhaltige Mobilität sind zentrale Lösungsansätze. Besucher.innenbeschränkungen, saisonale Schließungen und umweltfreundliche Unterkünfte entlasten sensible Gebiete. Eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Akteur:innen verbindet Naturschutz mit wirtschaftlichen Vorteilen. Entscheidend ist, dass der Tourismus aktiv zum Erhalt der Biodiversität beiträgt - und nicht nur konsumiert.
Best Practices – wo funktioniert es bereits?
Nachhaltiger Tourismus ist kein theoretisches Konzept, sondern wird bereits an vielen Orten erfolgreich umgesetzt.
🌿 Nationalpark Hohe Tauern – Streng regulierter Tourismus mit geführten Touren, Bildungsprogrammen und festen Wanderwegen minimiert Störungen. Einnahmen aus Eintrittsgebühren und nachhaltigen Partnerschaften fließen direkt in den Schutz des Parks.
🐦 Neusiedler See – Dieses Feuchtgebiet zeigt, wie Ökotourismus Biodiversität fördert. Birdwatching-Touren und nachhaltige Exkursionen schaffen regionale Wertschöpfung, ohne die Natur zu belasten.
🏔 Bergsteigerdörfer des Alpenvereins – Kein Massentourismus, keine Großhotels oder Skigebiete. Stattdessen sanfter Alpintourismus mit autofreier Anreise und regionaler Wertschöpfung.
Wo liegen die größten Konflikte?
Trotz positiver Ansätze bleibt die Vereinbarkeit von Massentourismus und Naturerhalt eine große Herausforderung, hierzu zählt beispielsweise der hohe Energieverbrauch und Ressourcenaufwand in Skigebieten, Overtourism in Natur-Hotspots und die Initiierung von Infrastrukturprojekten in natürlichen Schutzgebieten.
„Crazy 8“ – kreative Ideen für biodiversitätsfreundlichen Tourismus
Zum Abschluss entwickelten die Teilnehmenden mit der Crazy 8-Methode innovative Ansätze für nachhaltigen Tourismus:
Statt Natur zu überlasten, könnten Tourist:innen als „Virtual Tourists“ Natur digital erleben. Strikte Regulierungen wie Nationalparkstaaten mit begrenztem Zugang oder einkommensabhängige Umweltspenden würden den Tourismus steuern.
Tourismus als Naturschutz? Gäste könnten bei „Planting Seeds Together“-Events heimische Pflanzen aussäen oder Renaturierungsprojekte unterstützen. Nachhaltige Entscheidungen ließen sich durch Nudging fördern – etwa mit Rabatten auf Bio-Produkte.
Auch Kulinarik kann Biodiversität stärken: Selbst gebrannter Kräuterschnaps oder Picknicks auf artenreichen Heudecken machen Natur erlebbar. Smarte Technologien wie Besucher:innen- & Naturmonitoring helfen, sensible Gebiete zu schützen. 🌱
Zusammenarbeit ist der Schlüssel
Nachhaltiger Tourismus funktioniert nur, wenn alle Akteur:innen zusammenarbeiten.
🌍 Besucher:innen müssen sich nachhaltiger verhalten.
🏞 Tourismusverbände entwickeln und koordinieren Konzepte.
🐾 Naturschutzorganisationen setzen Regeln und Schutzmaßnahmen um.
🚆 Verkehrsbetriebe bieten klimafreundliche Alternativen.
🏛 Politische Entscheidungsträger:innen setzen Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize.
Tourismus und Biodiversität – es liegt an uns! 🌱
Der Workshop hat gezeigt, dass Tourismus und Biodiversität kein Widerspruch sein muss. Mit durchdachten Konzepten, klaren Regeln und kreativen Ideen kann Reisen sogar zum Schutz der Natur beitragen. Erfolgreiche Beispiele und innovative Ansätze sind da – jetzt geht es darum, sie umzusetzen. Welche konkreten Projekte sich die Teilnehmende überlegt haben wird in einem Folgeartikel beschrieben.
Also, pack den Rucksack, schnapp dir ein Fernglas statt ein Insta-Hotspot-Ticket und hinterlass nur Fußspuren – außer du pflanzt nebenbei noch einen Baum! 🌿🚶♂️🌍