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29. Okt. 2025
Neue Impulse für Destinationen: Handlungsleitfaden mit Lebensraumperspektive
Destinationsentwicklung
Nachhaltigkeit
Mobilität
Internationale Vorreiter wie Kopenhagen, Vancouver, Freiburg im Breisgau oder das Allgäu zeigen, wie durch das Destinationsmanagement 4.0 mit Lebensraumperspektive nicht nur die Attraktivität der Destination und Wertschöpfung entwickelt, sondern auch die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung nachhaltig gesteigert werden kann.
Im Lebensraum-Lab des Destinationsnetzwerk Austria arbeiteten in den vergangenen knapp zwei Jahren insgesamt 17 Expert:innen aus zehn Destinationen, der Österreich Werbung und des Bundesministeriums für Wirtschaft, Energie und Tourismus an einem Handlungsleitfaden für Destinationen zum Thema "Destinationsmanagement mit Lebensraumperspektive“ als Essenz für das Lebensraummanagement in alpinen Destinationen, der Anfang Oktober 2025 in Feldkirch im Rahmen des "dna-Kongress" erstmals präsentiert wurde.
Warum der Tourismus die Lebensraumperspektive dringend braucht 🔭
Die Destinationen und ihre Leistungsträger:innen haben seit einiger Zeit enorme Herausforderungen. Die sozialen und ökologischen Entwicklungen (zum Beispiel: Arbeitsmarkt, Klimawandel, Tourismusakzeptanz, Nutzungskonflikte…) gefährden unseren zukünftigen, wirtschaftlichen Erfolg im Tourismus. Zudem sinkt die Tourismusakzeptanz der heimischen Bevölkerung, weshalb ihre Bedürfnisse stärker berücksichtigt und die Wertschöpfungsketten erweitert werden müssen. Bisherige Herangehensweisen, Sichtweisen und Strukturen können die Vielzahl und die Komplexität der Krisen nicht bewältigen.
Damit der Tourismus in unseren Destinationen auch zukünftig gut funktioniert, braucht es unbedingt die Ausweitung unseres Blickwinkels vom Wirtschaftsraum auf den Wirtschafts- und Lebensraum. Es braucht also diese Lebensraumperspektive im Tourismus, um auch Aufmerksamkeit auf die sozialen & ökologischen Themen in der Destination zu legen.
Wir müssen proaktiv mit entsprechenden Ressourcen die gesamte Destination im ganzheitlichen Blick haben, um so den wirtschaftlichen Erfolg der Zukunft zu entwickeln und zu unterstützen.
Das Destinationsmanagement 4.0 mit Lebensraumperspektive
Destinationsmanagement-Organisationen (DMO) haben sich in der Vergangenheit laufend an sich verändernde Anforderungen und Rahmenbedingungen angepasst. Sie haben bei touristischem "Marktversagen“ eingegriffen und Veränderungen sind immer schon Teil ihrer DNA gewesen.
Der Fokus der Destinationsmanagement-Organisationen 1.0 – 3.0 (Tourist-Info, Marketingorganisation, Prozess- und Managementorganisation) lag in den letzten Jahrzehnten im Wirtschaftsraum – im ökonomischen Wirkungsfeld. Viele Herausforderungen entstehen aber gerade aktuell zu sozialen und ökologischen Fragen, wie beispielsweise dem Arbeitsmarkt, Klimawandel, Mobilität, Tourismusakzeptanz, Nutzungskonflikte und Besucherlenkung. Touristische Betriebe können diese Herausforderungen nicht allein bewältigen, weil sie sich auf das Kerngeschäft konzentrieren müssen.
Daher braucht es jetzt erneut einen Wandel unserer Tourismusorganisationen von der Destinationsmanagement-Organisation 2.0 und 3.0 zur Destinationsmanagement-Organisation 4.0 mit Lebensraumperspektive, die verstärkt alle 3 Wirkungsfelder (Ökonomie, Soziales, Ökologie) im Blick hat. Dabei darf sie allerdings auch den ökonomisch touristischen Blick nicht vernachlässigen.
Quelle: dna Lebensraum Lab, 2025
Die Lebensraumperspektive im Destinationsmanagement 4.0 ist also eine Erweiterung des Horizontes – vom Wirtschaftsraum auf den Wirtschafts- und Lebensraum. Es bezeichnet einen neuen ganzheitlichen, holistischen Ansatz im Destinationsmanagement, bei dem die touristische Entwicklung nicht isoliert betrachtet, sondern aktiv in den wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und kulturellen Kontext eines Raumes eingebettet wird.
Der touristische Wirtschaftsraum kann nicht ohne den Lebensraum funktionieren – und umgekehrt. „Ohne Lebensraum kein Wirtschaftsraum, ohne Wirtschaftsraum kein Lebensraum.“
Deshalb müssen zukünftig neben den Erwartungen der Gäste und den Bedürfnissen der Leistungsträger:innen auch zusätzlich die Anliegen der gesamten Region, der ansässigen Unternehmen, der Beschäftigten, der lokalen Bevölkerung und der Umwelt berücksichtigt werden. Diese Ausrichtung sichert auch langfristig die Attraktivität der Region, stärkt das Markenimage und verbessert damit die wirtschaftliche Wertschöpfung der Destination und der touristischen Betriebe
Der Wandel zur Destinationsmanagement-Organisation 4.0 mit Lebensraumperspektive...
... ist ein Prozess, der in jeder Destination anders verläuft, der aber mit entsprechenden Instrumenten und Maßnahmen unterstützt werden kann. Die Entwicklung ist kein Sprint, sondern ein längerer Prozess. Sie benötigt Begegnung auf Augenhöhe, Geduld und Konsequenz – in jedem Fall erfordert dieser Wandel jedoch auch die politische Anerkennung, entsprechende Ressourcen und eine langfristige Finanzierung.
Jede Destination muss für sich aktiv die Rollen mit den Partnern und anderen Akteuren im Lebensraum klären und ausverhandeln, die sie in unterschiedlichen Handlungsfeldern aus der Lebensraumperspektive einnehmen kann beziehungsweise will (zum Beispiel wo gibt es Verantwortung und Kompetenz oder wo braucht es "nur“ Mitwirkung oder Koordination?).
Klar ist:
Auch eine DMO 4.0 mit Lebensraumperspektive kann nicht überall den "Hut aufhaben“. Der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten liegt weiterhin im ökonomischen Wirkungsfeld, wo Gäste angesprochen, betreut und Betriebe unterstützt werden. Gleichzeitig übernimmt sie im Sinne des Destination Stewardships an den Schnittstellen zum Lebensraum eine orchestrierende Rolle ohne eine holistische Verantwortung zu beanspruchen. Dennoch bewegt sich der Gast während seines Aufenthalts auch in die anderen beiden Wirkungsbereiche hinein. Gerade deshalb gewinnt die Lebensraumperspektive zusätzlich an Bedeutung: Sie ermöglicht ein ganzheitliches Verständnis und eine abgestimmte Entwicklung, die über rein ökonomische Aspekte hinausgeht.




