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Balanced Tourism Gallery beim 2. STiAS in Bregenz©Angela Lamprecht

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25. Juni 2025

"Balanced Tourism Gallery" Workshop beleuchtet nachhaltige Tourismuslösungen

Nachhaltigkeit

Mobilität

Destinationsentwicklung

Daten

Wie kann Tourismus so gestaltet werden, dass er im Einklang mit der lokalen Bevölkerung und der Umwelt steht und nicht zu Überlastung, Frustration oder Naturzerstörung führt? Dieser Frage widmete sich der Workshop „Balanced Tourism Gallery“ beim 2. Sustainable Tourism in Austria Summit (STiAS) Anfang Juni in Bregenz.

Von 3. bis 4. Juni 2025 fand der 2. Sustainable Tourism in Austria Summit (STiAS) im Bregenzer Festspielhaus statt. Ziel der Veranstaltung war, konkrete Lösungen für eine nachhaltigere Tourismuszukunft zu entwickeln und Best Practices vor den Vorhang zu holen. Unter dem Leitthema „We learn. We grow. We shine.“ mit dem Fokusthema der positiven Fehlerkultur diskutierten Branchenvertreter:innen und Fachleute über Strategien, Maßnahmen und Chancen einer nachhaltigen Transformation der Branche.

In vier Workshops konnten die Teilnehmer:innen zusätzlich in die Themen „Balanced Tourism", „KI und Nachhaltigkeit", „Cause We Care" und „Sustainability in Media" eintauchen und sich vor Ort intensiv mit Expert:innen austauschen. Beim Workshop „Balanced Tourism Gallery“ wurden sechs Projekte vorgestellt, die sich damit befassen, wie man Tourismus in Einklang mit lokalen Gemeinschaften als auch der Umwelt bringt. Sie waren – neben 11 weiteren – vom Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus im Zuge eines Fördercalls zur Entwicklung von Ansätzen für einen ausgeglichenen Tourismus mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Realisierbarkeit, strategische Bedeutung und Innovationsgehalt sowie regionale Verankerung ausgewählt worden.

Spannende Learnings aus sechs Regionen

Ganz im Zeichen des diesjährigen STiAS-Leitthemas „We learn. We grow. We shine.“ erzählten die Vertreter:innen der sechs Regionen AlpbachtalSüdsteiermarkSemmering Rax SchneebergSeefeldBodental und Pyhrn-Priel über ihre Fortschritte und teilten ihre Learnings.

Im Alpbachtal mit seinen 10 Gemeinden geht es um die Weiterentwicklung des Lebensraums – also eine Verschränkung von Tourismus und Lebensqualität für die Einheimischen. Dazu wurde eine LebensQualitMeter-Umfrage bei der Bevölkerung, den Unternehmen und Mitarbeitenden durchgeführt. Auf Basis dieser Ergebnisse wurden in breiten Stakeholder-Workshops Handlungsoptionen abgeleitet. Eine Herausforderung bei der Durchführung der Umfragen war das Fehlen eines Verteilers für die Aussendung der Umfrage an die Bevölkerung. Mit Hilfe von Gewinnspielen, Gutscheinen und Daten aus Vereinen konnte Abhilfe geschaffen werden.

In der vor allem an Wochenenden stark frequentierten Südsteiermark setzt man insbesondere auf Besucher:innenstrommessung und Besucher:innenbefragungen. Hier besteht die Herausforderung darin, mithilfe eines Mobilitätskonzepts den Anteil der Gäste, die öffentlich anreisen – aktuell nur 8 % – zu erhöhen. Im Rahmen des Projekt wurden anonymisierte Mobilfunkdaten mit Vor-Ort-Befragungen kombiniert, um Besucher:innenströme präzise zu analysieren und nachhaltige Lenkungsmaßnahmen abzuleiten. Unterschieden wird dabei zwischen Tages- und Nächtigungsgästen. Fokus könnte vermehrt auf Angebote unter der Woche und auf Gruppen gelegt werden.

Praxisanwendungen im Vergleich

Der Tourismusverband Semmering Rax Schneeberg umfasst 10 Gemeinden. Das beschränkte Mobilitätsangebot führt zu einem hohen Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und daher zu überfüllten Parkplätze sowie einem starken Verkehrsaufkommen. Daher setzt der TVB auf den RUFbus Semmering-Rax mit über 130 Haltestellen, der telefonisch oder über die Postbus Shuttle-App gebucht und auch von den Einheimischen genutzt werden kann. Zentral war hier die Erkenntnis, auch die Wanderwege im Mobilitätsnetz mitzudenken. Ein wichtiges Learning war aber auch die Bedeutung der telefonischen Erreichbarkeit und der Möglichkeit der barrierefreien Buchung - nicht alles ist mit einer App lösbar.

Die Region Seefeld hat sich die datenbasierte Besucher:innenlenkung zum Ziel gesetzt, um deutliche Auslastungsspitzen und eine ungleichmäßige Verteilung der Besucherströme während der Hauptsaisonen zu minimieren und damit Natur, Erlebnisqualität und regionale Wertschöpfung in Einklang zu bringen. Geplant sind auch Forecasts: dazu werden historischen Daten aus den letzten drei Jahren und mit aktuellen Wetterdaten und Ferienkalendern verbunden. Die Ausspielung der Daten, die an ausgewählten POIs erfasst werden, ist in Form eines Ampelsystems – von wenig über mäßig bis hin zu gut besucht – jeweils für die nächsten 2-3 Tage vorgesehen, bei Bedarf werden auch Alternativen vorgeschlagen. Das Wunschszenario wäre, dem Gast gleich in der Früh entsprechende Empfehlungen und Informationen anbieten zu können.

Der Tourismusverband Rosental in Kärnten entwickelt ein regeneratives Tourismuskonzept für das beliebte Ausflugsgebiet Bodental, das aufgrund seiner Talschluss-Lage punktuell mit starkem Verkehrsaufkommen zu kämpfen hat. Herausfordernd sind vor allem stark divergierende Interessen der Stakeholder, was Kompromissbereitschaft von allen Seiten erfordert. In zwei Workshops unter Einbeziehung von Tourismusexpert:innen, Verkehrs- und Landschaftsplaner:innen wurde der Status-Quo analysiert und erste konkrete Handlungsansätze und Maßnahmen erarbeitet. So sollen z.B. die vorhandenen Parkplätze qualitativ aufgewertet und ein Fokus auf die Anreise mit dem ÖV gelegt werden. Auch die Verkehrsstrommessung lieferte wichtige Erkenntnisse.

Ziel eines ausbalancierten Tourismus erreicht?

Auch in der Region Pyhrn-Priel, die nicht zuletzt durch das TV-Format „9 Plätze - 9 Schätze“ große Bekanntheit erlangte, werden Mobilfunkdaten erhoben, um die touristischen Hotspots nicht nur aufgrund einer gefühlten Überlastung zu ermitteln. In einem ersten Schritt sollen nun für den besonders betroffenen Gleinkersee und den Schiederweiher koordinierte, ganzheitliche Lösungen entwickelt werden. Ziel ist die Einrichtung eines integrierten Mobilitäts- und Besucher:innenlenkungsmanagements mit präzisen Daten, zielgerichteten Maßnahmen und einem Fokus auf nachhaltige Akzeptanz durch Bevölkerung und Tourismuswirtschaft. Auch die Bereitschaft der Gäste, mitzuarbeiten, ist gegeben.

Was die Projekte bei aller Verschiedenheit eint, ist das Ziel, einen zwischen den Gästen, den Einheimischen und der Umwelt ausbalancierten Tourismus zu erreichen. Im Zentrum stehen dabei die Erhebung und Auswertung von Daten, um zu evidenzbasierten Entscheidungen zu gelangen. Die Frage der Besucher:innenlenkung und die Einbeziehung von qualitativen und quantitativen Befragungen spielen dabei eine zentrale Rolle, um die Lebensräume für alle nachhaltig (er)lebbar zu gestalten.

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