projekt
Bad Ischl AR: Wenn Orte digital erzählen
Virtuelle Welten (AR/VR/MR)
Digitalisierung
Die folgenden SDGs wurden in diesem Projekt berücksichtigt.
Projektstart
24.05.2023
Projektende
30.04.2025
Partner
Oberösterreich Tourismus GmbH
Tourismusverband Bad Ischl
Österreich Werbung
Wie kann man einer jüngeren Zielgruppe ein neuartiges Tourismuserlebnis bieten das gleichzeitig kulturelle Tiefe hat und dabei das historische Stadtbild nicht verändert? Bad Ischl suchte im Rahmen der Kulturhauptstadt 2024 nach einem Weg Geschichte sichtbar hörbar und interaktiv zu machen – rund um die Uhr.
Ein Augmented Reality Erlebnis an drei historischen Standorten der Stadt. Via Smartphone erscheint Anton Bruckner an der Stadtpfarrkirche erzählt seine Geschichte und gibt ein kurzes Konzert. Das Projekt wurde als Teil der UNESCO Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 umgesetzt und zeigt wie Tradition und Technologie zusammenspielen können.
Hybride Welten als Zukunftsthema
Augmented Reality (AR) Erlebnisse verbinden analoge Orte mit digitalen Geschichten, ohne das Stadtbild zu verändern. Gerade für touristische Regionen entsteht so die Chance neue Zielgruppen zu erreichen und bestehende Inhalte neu zu erzählen.
Internationale Beispiele wie die Kooperation von Pokémon GO mit dem Singapur Tourismus oder das Projekt Talking Houses der ETH Zürich zeigen das Potenzial. Auch in Österreich tut sich viel: 2022 kamen über 3.000 Spieler:innen zu einem AR Event nach Linz. Die internationale AR-Community Artivive, die in Wien beheimatet ist, erweckt Gemälde, Wände, Postkarten und vieles mehr mit digitaler Kunst zum Leben. Die Band Gorillaz gab via AR gleichzeitig Konzerte in London und New York – ganz ohne physische Präsenz.
Die Österreich Werbung greift gemeinsam mit dem Tourismusverband Bad Ischl und Andy Gstoll vom Salzburger Unternehmen Mixed Reality AI den Trend auf und zeigt mit einem AR Prototypen eine neue Möglichkeit für ein digitales und interaktives Tourismuserlebnis, das nicht in das Landschaftsbild einer Region eingreift.
Herangehensweise – Schritt für Schritt zum AR Erlebnis
1. Projektstart – mit dem Mixed Reality Canvas zum ersten Konzept
Bevor ihr mit möglichen technischen Dienstleistern in den Austausch geht, startet intern in eurer Organisation mit einem Grobkonzept. Das Mixed Reality Canvas (zum Download als PDF in den Dokumenten unten) hilft euch dabei die Ausgangslage, den Grund des Projektes, eure Zielgruppe und mögliche Storylines zu definieren. Überlegt euch: Welches Jubiläum steht an? Welche Geschichte soll in den Vordergrund gerückt werden? Sammelt bestehende Materialien, Texte, Videos, historische Quellen oder Audioaufnahmen, die ins AR Erlebnis eingebaut werden können.
2. Stakeholder:innen einbinden
Ein AR Erlebnis ist nur erfolgreich, wenn alle an einem Strang ziehen. Bindet Stadtführer:innen, Künstler:innen, Wirtschaftspartner:innen, etc. von Anfang an ein. So entsteht ein gemeinsames Verständnis für das Potenzial und damit echte Mitgestaltung.
3. Besucherlenkung strategisch denken
Wählt Orte bewusst aus. Welche Plätze eignen sich für eine AR Inszenierung? Wo möchtet ihr gezielt Menschen hinlenken? Welche Orte sollen entlastet werden? Das Erlebnis kann helfen Gäste sinnvoll zu verteilen – wenn die Planung von Beginn an mitgedacht wird.
4. Bestehende Systeme nutzen – keine Extra-App entwickeln
Baut das AR Erlebnis in bestehende Systeme, digitale Lösungen oder Plattformen ein. Gäste sind nicht bereit, für ein kurzes Erlebnis eine neue App zu installieren.
Beispiel: Über die iVie App von Wien Tourismus oder den SmartGuide von Salzburger Land Tourismus können Gäste Touren erleben und an bestimmten Orten AR Inhalte entdecken – ohne Medienbruch und mit minimalem Aufwand. Diese Integration reduziert Hürden und stärkt vorhandene Angebote.
5. Technische Machbarkeit prüfen
Die Technik ist mittlerweile weit – aber nicht überall gleich gut einsetzbar. Prüft daher:
- Bei der Integration in bestehende Systeme: Evaluiert frühzeitig mit der jeweiligen Agentur die technische Machbarkeit.
- Wie stabil ist das Internet vor Ort? (Im ländlichen Raum empfiehlt sich ein Vorab-Download).
- Welche Orte sind technisch geeignet? (Bei Gebäuden oder Skulpturen, die von Google nicht umfangreich erfasst sind – wie beispielsweise die Kaiser Villa in Bad Ischl – kann es mit der Google Geospatial API zu Einschränkungen kommen)
6. Realistische Budget- und Zeitplanung
Die Konzeption, der Partizipationsprozess, die Prüfung der technischen Machbarkeit und die Umsetzung der AR Erlebnisse sind, speziell durch Abstimmungsprozesse, zeitintensiv. Beachtet dies, wenn auf ein Jubiläum (Bsp. Geburtstag eines Künstlers) hingearbeitet wird. Besonders die Modellierung von 3D Inhalten ist zeit- und kostenintensiv. Überlegt euch daher, ob Elemente öfter verwendet werden können und wie detailreich diese sein sollten. Denkt zusätzlich an professionelle Übersetzungen Voiceovers, Musikrechte und ggf. Lizenzabklärungen.
7. Kommunikation nicht vergessen – sie ist entscheidend
Vergleicht es mit einem Kinofilm: 50 Prozent des Budgets gehen in die Produktion – 50 Prozent in die Vermarktung. Genauso wichtig ist bei AR Projekten die Kommunikation entlang der gesamten Customer Journey.
Beispiele vor der Anreise:
- Website und Newsletter
- Social Media mit kurzen Snippets oder Teasern
- Einbindung in bestehende Gästekommunikation
Beispiele vor Ort:
- Beschilderung
- Flyer
- Plakate
- QR Codes mit klaren Call to Actions
- Einschulungen für Stadtführer:innen, Gastgeber:innen, sowie Mitarbeiter:innen von Tourist-Infos
Beispiele während der Abreise:
- "Word of Mouth" Gäste teilen Bilder, Screenshots oder Videos des Erlebnisses via Social Media
8. Klein starten und iterativ verbessern
Beginnt mit einem schlanken Prototyp. Testet diesen unter realen Bedingungen holt Feedback ein passt an und wiederholt. So vermeidet ihr unnötige Kosten und schafft ein Erlebnis das wirklich funktioniert.
9. Skalierbarkeit von Anfang an mitdenken
Jede Destination ist individuell – AR Lösungen müssen es auch sein. Überlegt schon im Konzept wie ihr das Erlebnis in Zukunft erweitern wollt.
Wichtig: Setzt auf Lösungen die erweiterbar und integrierbar sind. Einmal entwickelte Inhalte lassen sich oft an mehreren Orten oder in anderen Kontexten wiederverwenden.
Viel Freude beim Experimentieren – besonders in der Konzeptionsphase. Gäste freuen sich über neue Erlebnisse, vor allem auf dem Smartphone, das sowieso Jede:r in der Tasche hat. Wir sind in einer neuen Ära digitaler Erlebnisse angekommen. Schön zu sehen, dass erste Destinationen wie Bad Ischl hier bereits aktiv werden.
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