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10. Juni 2025
Destinationsmanagement: Der lohnende Weg zur Lebensraumperspektive
Destinationsentwicklung
Nachhaltigkeit
Mobilität
Unsere Tourismusdestinationen sind Lebensräume, für die wir auch Verantwortung übernehmen müssen. Sie berücksichtigen neben den Gästebedürfnissen zwingend in Zukunft auch verstärkt die Bedürfnisse der gesamten Region, der Unternehmen, der Beschäftigten, der heimischen Bevölkerung und der Natur gleichermaßen. Unsere Strategien müssen daher entsprechend nachhaltig und integrativ sei
Die Perspektive Lebensraum im Destinationsmanagement steht für die gelebte Haltung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen in den unterschiedlichen Dimensionen. Die Entwicklung zur Destinationsmanagement-Organisation (DMO) mit Lebensraum-Perspektive ist allerdings kein Sprint, sondern ein längerer Prozess mit unterschiedlichen Stufen des Wandels. Jede Region ist dabei anders zu betrachten- im Diskurs müssen jedenfalls die unterschiedlichen Situationen und Strukturen berücksichtigt werden.
Die Stufen des Wandels von Tourismusorganisationen
· Destinations-Management 1.0/ Die Touristen-Information: Hier liegt die Perspektive auf die Bereitstellung von fehlenden, öffentlichen Leistungen und der Betreuung des Gäste-Informationsbüros.
· Destinations-Management 2.0/ Die Marketing-Organisation: Zumeist gibt es hier den Fokus auf Wachstum-entsprechend dem Nachfrageverhalten und getrieben durch technologische Entwicklungen.
· Destinations-Management 3.0/ Die Prozess-& Management-Organisation: Hier sehen wir eine starke Konzentration auf Zielgruppen, sowie Partner & Stakeholder aus dem Tourismussektor –digital unterstützte Kundenprozesse haben dabei eine hohe Bedeutung.
· Destinations-Management 4.0/ Die Destinationsmanagement-Organisation mit Lebensraum Perspektive: In diesen Destinationen (in Österreich zum Beispiel in den Regionen Montafon, Wilder Kaiser oder Nassfeld-Pressegger See-Lesachtal-Weissensee) können wir eine Orientierung auf das offene System beobachten- mit einer zunehmenden Überlagerung von Tourismus, Wohnen, Arbeiten, Region und Standort. Die Lebensraumperspektive ist dabei eine Erweiterung des Horizontes – vom Wirtschaftsraum auf den Wirtschafts-, Natur- und Lebensraum. Diese Ausrichtung sichert auch langfristig die Attraktivität der Region, stärkt das Markenimage und verbessert die wirtschaftliche Wertschöpfung. Neue Formen der sektorübergreifende Zusammenarbeit, Partizipation und Netzwerkbildung gewinnen stärker an Bedeutung, um eine Balance zu erreichen.
Die Entwicklung des Mindsets der Tourismus-Akteure als Schlüssel
Für einen nachhaltigen Prozess der Entwicklung einer Lebensraum-Perspektive in den Destinationen benötigt es vor allem auch ein neues Mindset und ein strategisches, ganzheitliches (nicht nur touristisches) Denken in den wirkenden Organisationen, den Gremien, sowie allen wichtigen Partner- & Stakeholdergruppen. Es braucht also eine Bewusstseinsbildung zur Wichtigkeit und Notwendigkeit der Lebensraum-Perspektive im Destinationsmanagement. Nur das Verständnis für den Nutzen und eine breite Identifizierung mit diesem Thema schafft letztlich auch eine entsprechende Legitimation in den Gremien mit entsprechenden Gestaltungs- und Handlungsspielräumen für die Destinationsmanagement-Organisationen und deren handelnde Managerinnen, die derzeit vielerorts noch fehlen.
Mögliche Instrumente für ein neues Denken
Die Entwicklung eines neuen Mindsets bei den Entscheidungsträgern des Destinationsmanagements erfordert gezielte Werkzeuge und Methoden. Es gibt dabei verschiedenste Instrumente, die diesen Transformationsprozess sehr gut unterstützen können und dabei helfen, die Lebensraumperspektive zu etablieren- hier ein paar Beispiele:
· Kommunikation und Awareness in der Destination schaffen: um ein Bewusstsein für die Lebensraum-Perspektive zu etablieren, müssen gezielte Kommunikationsmaßnahmen nach Innen ergriffen werden. Dazu zählen Informationsveranstaltungen, Kongresse oder gemeinsame Lernreisen, bei denen Akteurinnen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen, um sich über zukunftsweisende Themen auszutauschen. Zudem ist es essenziell, „Good Practice-Beispiele“ sichtbar zu machen, die bereits erfolgreich entsprechende Strategien umgesetzt haben. Durch inspirierende Vorbilder kann die Akzeptanz und Motivation für einen nachhaltigen Wandel gestärkt werden.
· Evidenzbasierte Gesprächsräume öffnen: eine fundierte Diskussion über Lebensraumthemen erfordert transparente Daten und Fakten. Mithilfe von Instrumenten wie dem RESY-Dashboard können relevante Informationen aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden, um eine faktenbasierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Solche evidenzbasierten Dialogräume fördern eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Potenzialen der Destination und schaffen die Grundlage für zielgerichtete Maßnahmen.
· Strategischer Dialog mit sektorübergreifenden Dialoggruppen: der nachhaltige Wandel des Mindsets kann nur gelingen, wenn verschiedene Akteurinnen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Deshalb helfen hier zum Beispiel regelmäßige Bürgerdialoge, Zukunftsraumwerkstätten sowie Austauschformate mit Kleinvermietern oder Regionalentwicklern. Durch diese partizipativen Formate entstehen neue Kooperationsansätze, die sowohl die wirtschaftlichen als auch sozialen und ökologischen Aspekte berücksichtigen.
· Nachhaltigkeitsprozesse als systemische Intervention nutzen: Sektorübergreifende Prozesse, die Tourismus, Mobilität, Land- und Forstwirtschaft, Natur- und Landschaftsschutz sowie weitere Bereiche miteinander verknüpfen, helfen gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und die Lebensraumperspektive in die eigene Haltung aufzunehmen.
Die Transformation hin zur Lebensraumperspektive im Destinationsmanagement ist zusammengefasst ein fortlaufender lohnender Prozess, der neue Denkweisen, sektorübergreifende Zusammenarbeit und gezielte Maßnahmen erfordert. Langfristig unterstützt dieser Weg aber die Entwicklung einer resilienten, attraktiven Destination, die wirtschaftlich, ökologisch und sozial im Gleichgewicht bleibt. Als Vision und starkes positives Zukunftsbild für die Destination zugleich!